In der Stadt Northeim werden zum 1. Oktober 2022 die Gaspreise angehoben. Grund dafür sind zwei neue Umlagen, die der Gesetzgeber in den vergangenen Wochen beschlossen hat.
Im Zusammenhang mit der Ankündigung der Preiserhöhung zeigen die Stadtwerke Northeim (SWN) größtmögliche Transparenz. So betont Stadtwerke-Geschäftsführer Dirk Schaper, dass mit der Preisveränderung zum Oktober 2022 ausschließlich die neuen staatlich hergeleiteten Umlagen zuzüglich der Umsatzsteuer weitergegeben werden. Darüber hinaus werden die Stadtwerke Northeim zunächst keine anderen Preisbestandteile anpassen. Massiv gestiegene Beschaffungskosten werden für Kunden der Stadtwerke somit erst zum Jahreswechsel zusätzlich spürbar.
SWN müssen zwei neue Umlagen „durchreichen“
Ab Oktober 2022 erstmals wirksam werden die Gasbeschaffungsumlage auf Basis des Paragraphen 26 Energiesicherungsgesetz (EnSiG) und die Gasspeicherumlage nach Paragraph 35e Energiewirtschaftsgesetz (EnWG).
Die Gasbeschaffungsumlage, kurz Gasumlage, soll den Gasmarkt stabilisieren und einen finanziellen Ausgleich für wirtschaftlich angeschlagene Gasimporteure schaffen, die in Folge der reduzierten Gaslieferungen aus Russland enorme Mehrkosten für die Nachbeschaffung haben. Sie wird vom 1. Oktober 2022 an zunächst bei 2,419 ct/kWh (netto, ohne MwSt.) liegen.
Zusätzlich zur sogenannten Gasumlage kommt ebenfalls neu ab Oktober 2022 die Gasspeicherumlage. Die Speicherumlage für das Füllen der Gasspeicher wurde auf netto 0,059 Cent pro Kilowattstunde festgelegt.
Erhoben werden diese beiden Umlagen von allen Gaskunden – quasi alle Haushaltskunden und Unternehmen, die mit Gas beliefert werden, müssen die Umlagen zahlen.
Wie Lars von Minden als Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei den SWN erklärt, heben die Stadtwerke Northeim zum 1. Oktober die Arbeitspreise sowohl in der Grundversorgung als auch für die NOMgas-Sonderprodukte um netto 2,478 Cent je Kilowattstunde Erdgas (2,419 + 0,059) an. Die Grundpreise bleiben unverändert.
Beispielrechnungen zufolge bedeuten die Umlagen für einen Singlehaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5.000 Kilowattstunden schon ohne Mehrwertsteuer monatliche Zusatzkosten von rund 10 Euro. Ein Musterhaushalt im Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden werde mit rund 41 Euro im Monat mehr belastet. Hinzu kommt jeweils die geltende Mehrwertsteuer.
Vorerst keine Weitergabe weiterer Mehrbelastungen
Dass bei den Stadtwerken Northeim nicht die Gewinnmaximierung, sondern die sichere und verlässliche Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Wärme im Vordergrund steht, verdeutlicht Stadtwerke-Geschäftsführer Dirk Schaper: „Wir werden durch die jetzt durchgeführte Preisänderung keinen Cent mehr verdienen.“ Im Gegenteil: Einen Teil jetzt festgesetzter Mehrbelastungen geben die SWN zunächst nicht weiter und entlasten damit ihre Gaskunden zumindest bis zum Jahreswechsel.
Denn neben den beiden neuen Gasumlagen wurde eine dritte Umlage, die in die Kalkulation der Endkundenpreise einfließt, zum Oktober 2022 stark erhöht: Die Bilanzierungsumlage gehört zwar schon längere Zeit zu den Preisbestandteilen in der Gasversorgung, jedoch betrug sie bisher 0,00 ct/kWh. Ab Oktober dieses Jahres jedoch haben Gasversorger auf jede von Haushalten verbrauchte Kilowattstunde Erdgas als Bilanzierungsumlage 0,57 Cent netto zu zahlen.
Kundeninformation
Auf Grundlage der je nach Vertragsart geltenden Preisanpassungsfristen in der Grundversorgung und für die NOMgas-Sonderprodukte von vier bis sechs Wochen werden alle Kunden der Stadtwerke Northeim mit einem Kundenanschreiben über die Preisänderung informiert. Zudem wurden die Gastarife der Grundversorgung, die für das Liefergebiet in der Stadt Northeim gelten, am 19. August 2022 bekannt gemacht. Näheres zu den neuen Preisen in der Grundversorgung sind auch auf der Internetseite der Stadtwerke zu finden. Die Angaben zu den NOMgas-Produkten werden in den kommenden Tagen aktualisiert.
Ankündigung einer MwSt.-Senkung
Bundeskanzler Olaf Scholz hat derweil angekündigt, die Mehrwertsteuer für Gaslieferungen von derzeit 19 Prozent auf 7 Prozent zu reduzieren. „Selbstverständlich werden die Stadtwerke Northeim eine Senkung der Mehrwertsteuer eins zu eins umsetzen und damit vollumfänglich an ihre Kunden weitergeben“, sagt von Minden.
Maßgeblich für die Abrechnung der Preiselemente in den Rechnungen sind die Nettopreise ohne Mehrwertsteuer. Änderungen der Mehrwertsteuersätze innerhalb des Abrechnungszeitraumes werden automatisch berücksichtigt und in der zugehörigen Rechnung ausgewiesen.
Weitere Preiserhöhungen kommen 2023
Wichtig für die Kunden zu wissen: Die Einführung neuer Umlagen oder auch die künftige Anpassung weiterer staatlicher Umlagen bilden nur ein Teil des Preises ab. Wie Schaper erläutert, werden zum Jahreswechsel die in den vergangenen Monaten massiv gestiegenen Beschaffungskosten bei den Stadtwerken Northeim greifen und zu weiter steigenden Gaspreisen in Northeim führen. Spätestens Ende November werden die Kunden „rechtzeitig informiert.“
Tipps zum Gassparen
Zum einen wegen der Preiserhöhungen, aber auch damit mehr Kilowattstunden in die Gasspeicher gelenkt werden können raten die Stadtwerke Northeim, den Gasverbrauch zu reduzieren. Im Sommer ist der größte Verbrauchsfaktor bei Privatkunden die Warmwasserbereitung. Hier kann eine Absenkung der Abgabetemperatur an der Gastherme bereits mehrere Prozentpunkte Einsparung bieten. Und wenn in der kalten Jahreszeit Heizwärme benötigt wird, ist es am einfachsten, die Temperaturen im eigenen Zuhause „auf das notwendige Maß“ zu reduzieren. Schon die Raumtemperaturen durchgängig um einen Grad zu senken, kann den Heizenergieverbrauch um etwa 6 Prozent senken. Auch auf baden in der Wanne zu verzichten oder kürzer und weniger heiß zu duschen kann Erdgas sparen, sofern Warmwasser zentral mit einer Gasheizung zubereitet wird.
Die Online-Plattform www.ganz-einfach-energiesparen.de hilft mit Tipps und Tricks, wie sich schnell und einfach im Alltag Energie einsparen lässt. Auch werden Maßnahmen aufgezeigt, die sich im Haus oder der Wohnung mit überschaubarem Aufwand umsetzen lassen.