Nachdem die Stadtwerke Northeim (SWN) die Gaspreise bereits zum Beginn dieses Jahres gesenkt haben, folgt zum 1. Januar 2017 mit der Senkung der Arbeitspreise je Kilowattstunde (kWh) Erdgas eine weitere Entlastung für Heizgaskunden. Je nach Produkt fällt die Preisanpassung unterschiedlich aus - im Durchschnitt fallen die Preise um rund 7 Prozent. Für einen Northeimer Musterhaushalt mit einer Erdgasjahresabnahme von 20.000 kWh ergibt sich eine Ersparnis von 88 Euro im Jahr.
Auch im Strombereich hätten die Stadtwerke aufgrund gesunkener Beschaffungspreise gern eine Preissenkung verkündet, sagt SWN Geschäftsführer Dirk Schaper. Steigende Netzentgelte und die steigende Umlage für Erneuerbare Energien fallen jedoch deutlich stärker ins Gewicht, so dass sich die Stadtwerke gezwungen sehen, die Preise für elektrische Energie moderat anzuheben. Für den Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden bedeutet die Preisänderung Mehrkosten von rund 1,75 Euro im Monat. Dies entspricht einer Preissteigerung von etwa 2 Prozent.
„Unser Gestaltungsspielraum bei den Strompreisen ist heute nur noch sehr gering“, betont Schaper. Der Anteil des Strompreises, auf den der Energielieferant selbst einwirken kann - also der Kostenblock für Stromeinkauf, Vertrieb und Service - beläuft sich bei Privatkunden auf nur noch 20 Prozent. 80 Prozent des Strompreises (80 Cent von jedem Euro für Strom) sind laut dem Stadtwerke-Chef faktisch nicht mehr beeinflussbar.
Schaper zeigt sich mit der Entwicklung auch unzufrieden, da die Stadtwerke viel dafür getan haben, den Strompreis zu senken. So haben die Stadtwerke laut Joachim Kaiser, Leiter Energiehandel und Vertrieb, die Energie für 2017 deutlich günstiger beschafft als in der Vergangenheit. Kaiser: „Dies allein hätte zu einer Senkung unserer Strompreise führen sollen.“
Negativ beeinflusst wird die Kalkulation zunehmend durch die staatlich vorgegebene EEG-Umlage. Diese wird zum Jahreswechsel auf den neuen Rekordwert von netto 6,88 Cent je Kilowattstunde steigen. Ein weiterer entscheidender Faktor sind steigende Netzentgelte. Insbesondere der Übertragungsnetzbetreiber TenneT trägt zu den Mehrbelastungen bei, da dessen Entgelte um mehr als 80 Prozent angehoben werden.
Geänderte Kostenstruktur
Wie Kaiser weiter erläutert, hat sich bei den Preisen für Strom und Gas zum Teil das Verhältnis zwischen dem Arbeitspreis pro verbrauchter Kilowattstunde und dem Grundpreis für Netz und Messung verschoben. „Teilweise deckte der über viele Jahre unveränderte Grundpreis nicht mehr die anfallenden Kosten“, sagt Kaiser. Aufgrund der geänderten Kostenstruktur hat der Lokalversorger die Preisstruktur angepasst und somit wieder für mehr Gerechtigkeit gesorgt. Beispielsweise für Kunden, die Gas nur zum Kochen nutzen, steigt der Grundpreis von 2,14 Euro im Monat auf 2,50 Euro. In der Summe wird dies bei den meisten Kochgaskunden durch die Senkung des Arbeitspreises ausgeglichen - nur eine kleine Zahl von Grundversorgungskunden werden im Jahr rund 3,40 Euro mehr bezahlen. Bei Heizgaskunden hingegen wirkt sich die Senkung des Arbeitspreises vollends positiv auf die Verbrauchsabrechnung aus.
Kundeninformation
Für eine Beratung zu den Produkten oder neuen Tarifen ist das Team vom Kundenservice montags bis donnerstags zwischen 7 Uhr und 16 Uhr sowie freitags zwischen 7 Uhr und 13 Uhr telefonisch (Telefon 05551 6005-555) und persönlich im Kundenzentrum Am Mühlenanger 1 in Northeim zu erreichen.
Hintergrund Strompreisentwicklung
Zugunsten ihrer Kunden haben die Stadtwerke Northeim (SWN) die Energie selbst für 2017 günstiger eingekauft als in der Vergangenheit. Verbunden mit der Verbesserung der innerbetrieblichen Effizienz konnte der Energielieferant die Kosten weiter optimieren. Dies wiederum hätte zu einer Senkung der Strompreise führen sollen.
Eine Ursache für die Strompreiserhöhung ist die gesetzlich garantierte Förderung der Erneuerbaren Energien (EEG-Umlage). Sie steigt seit mehreren Jahren kontinuierlich - zum Jahreswechsel um gut einen halben Cent auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde.
Die EEG-Umlage erhalten Betreiber etwa von Windrädern, Biogas- und Solaranlagen. Sie schließt die Lücke zwischen den staatlich zugesicherten Abnahmepreisen und den fallenden Großhandelspreisen an der Strombörse.
Erhöht wurde zudem das von der Bundesnetzagentur (staatliche Regulierungsbehörde) festgelegte Netzentgelt. Diese Gebühren werden von privaten wie gewerblichen Kunden für die Durchleitung von Strom durch die Netze erhoben. Sie machen mittlerweile etwa 25 Prozent am Strompreis aus.
Für die Northeimer Stromkunden wirkt sich stärker als in anderen Regionen Deutschlands insbesondere ein Anstieg der vorgelagerten Netzkosten aus. So werde der Übertragungsnetzbetreiber TenneT seine im Vergleich ohnehin schon hohen Preise zum Jahreswechsel drastisch erhöhen. Eine wesentliche Ursache für geänderten Rahmenbedingungen ist, dass aufgrund des starken Wachstums der Erneuerbaren Energien die Übertragungsnetze und die Verteilernetze massiv aus- und umgebaut werden müssen. Hinzu kommt: Die Kosten für den Umbau des Energiesystems werden auf immer weniger Schultern verteilt, da sich beispielsweise energieintensive Unternehmen von der Zahlungspflicht einzelner Bestandteile des Strompreises befreien lassen können und dadurch die Belastung der Letztverbraucher größer wird.